An den heimischen Webstühlen arbeiteten meist Frauen, während später in den Textilfabriken hauptsächlich Männer und Kinder angestellt waren. Im 2. Weltkrieg wurden Zwangsarbeiter:innen ausgebeutet und in der Zeit des Wirtschaftswunders Gastarbeiter:innen ins Land geholt, bevor schließlich die prekäre Arbeit nach Polen und Bangladesch ausgelagert wurde. Wie haben sich Globalisierung und Massenproduktion auf die Textilherstellung ausgewirkt? Wer trägt das Risiko und wer hat Anspruch auf Gewinn, Erbe und Kapital? 

Am Beispiel einer fiktiven Fabrikantenfamilie erzählt Lisa Sommerfeldt in „WEBEREI oder Die Erfindung des Bademantels“ von Aufstieg und Fall der großen Ära der Textilherstellung. Angelehnt an deutsche Firmengeschichte, entsteht ein berührendes Generationendrama, das von den wechselhaften Zeiten berichtet: von den bescheidenen Anfängen, dem rauschhaften Aufstieg, den Rückschlägen durch Kriege und die Verstrickung in Nationalsozialismus, Ausbeutung und Zwangsarbeit bis hin zu den Auswirkungen von Massenproduktion und Globalisierung. Gleichzeitig ist „WEBEREI oder die Erfindung des Bademantels“ ein Bild für die Gesellschaft und ihre Verbindungen, Seilschaften und Abhängigkeiten. Und dafür, wie jeder und jede versucht, Geld zu verdienen, seinen Platz zu finden, nützlich oder womöglich unentbehrlich zu sein, sich zu vernetzen und sein oder ihr Glück zu machen.

Verwebt in einem weiteren Erzählstrang erzählt der Chor der Seidenraupen von ihrem Versuch, im 18. Jahrhundert in Deutschland heimisch zu werden. Das scheiterte zunächst an den Witterungsbedingungen, wurde aber im 20. Jahrhundert von den Nationalsozialisten als Beitrag der Schulen und Altenheime für die Kriegswirtschaft wieder aufgenommen, um Fallschirmseide für die Luftwaffe zu gewinnen.

  • Schauspiel, Stück in Entstehung
  • S. Fischer Theater Verlag
  • 3 D 2 H
  • Auftragsarbeit für das Theater Gütersloh
  • Uraufführung am 14. September 2024, Regie: Christian Schäfer
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